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Sicherheit kostet so wenig bei

Segen ultra light

homo.net Info vom 21. Dezember 2023
von Webmaster Jan

 

Seit Montag dieser Woche erlaubt der Vatikan mit der Unterschrift von Papst Franziskus (87) unter strengen Auflagen die nach wie vor stark eingeschränkte Segnung von Homosexuellen, auch wenn sie paarweise nebeneinander stehen. Gleichzeitig hält er aber an der Verurteilung praktizierter Homosexualität als eine schwere Sünde fest. Sie ist für den Vatikan weiterhin eine Situation, die aus objektiver Sicht moralisch inakzeptabel ist.

Ausgelöst wurde die Diskussion durch ein Interview des Papstes mit der Associated Press (AP). Vor fast elf Jahren, am 7. Januar 2013, fragte AP den Papst sehr direkt: Wenn Paare mit Strafgesetzen gegen Homosexuelle bis hin zur Todesstrafe konfrontiert werden: „Wie ist die Haltung der Kirche? Was sollte die Kirche tun? Denn es gibt Bischöfe, die diese Gesetze unterstützen“.

Daraufhin sprach der Papst den bis heute viel und gerne zitierten Doppelsatz: „Wenn eine Person homosexuell ist, den Herrn sucht und guten Willens ist, wer bin ich, darüber zu urteilen? Der Katechismus der Katholischen Kirche verbietet die Diskriminierung Homosexueller und fordert ihre Integration“. Der zweite Satz wird bei Zitaten gerne weggelassen. Homosexualität, so der Papst, sei zwar kein Verbrechen, aber eine Sünde.

Elf Jahre später ist die Todesstrafe für Schwule verbreiteter denn je, und der Anerkennung und Integration in die katholische Kirche sind wir nicht einen Jota näher gekommen. Es gibt immer noch Bischöfe, die diese Gesetze unterstützen. Die Kirche schaut immer noch zu, weg oder gen Himmel.

Die Erklärung „Fiducia supplicans“ (Vertrauen demütig erbitten), über die pastorale Sinngebung von Segnungen ist am Montag vom Präfekten des Vatikans in nicht weniger als sechs Sprachen veröffentlicht worden. 18 Seiten pro Sprache und 45 Paragraphen hält der Präfekt für notwendig, um Klarheit zu schaffen: Der Segen für alle kann auch Homosexuellen gespendet werden, selbst wenn sie als Paar nebeneinander stehen.

Gnadenvoller Weise ist es ausdrücklich erlaubt, vorher ein kleines Gebet zu sprechen. Das muss langen, Riten und Gebete, die nur zusätzliche Verwirrung stiften könnten, sind unzulässig. Die meisten der 45 Paragraphen dienen dazu, zu erklären, wie, wo, in welchem Rahmen und was alles nicht gesegnet werden darf. Am Ende bleibt fast nichts übrig, außer dem Segen, der für alles und jeden gilt, auch für Verbrecher, eine Yacht, den Jagdhund oder deinen Gemüsegarten. Auch Waffen, Soldaten und Siege wurden und werden immer wieder gerne gesegnet; und jetzt eben auch einzelne Schwule, die in kleinen Gruppen zusammenstehen.

Machen wir uns nichts vor, die vielen Pressemeldungen, dass Priester gleichgeschlechtliche Paare segnen dürfen, sind allesamt falsch oder zumindest ungenau. Was gerade als „die konkreteste pastorale Veränderung in der Haltung gegenüber homosexuellen Paaren in der 2000-jährigen Geschichte der katholischen Kirche“ gefeiert wird, ist lediglich ein „Segen ultra light“ für alles und jedes, seien es Menschen, Dinge oder Orte, der nun auch Schwulen nicht mehr verwehrt werden solle.

Zusammenfassung: Der Vatikan erlaubt die Segnung einzelner Homosexueller außerhalb jedes liturgischen Ritus, auch wenn sie paarweise nebeneinander stehen - und hält zugleich an der Verurteilung praktizierter Homosexualität als Sünde fest. Die Verbindung als Paar darf ausdrücklich nicht gesegnet werden. Auch eine schriftliche Dokumentation des Segens ist untersagt.

Was ist neu: Nichts. Alles bleibt wie bisher. Viele Worte in 45 Paragraphen damit alles - aber auch alles - bleibt wie bisher. Man könnte es Betrug nennen. Eine unverzeihliche Sünde ist es allemal.

http://homo.net/news/fiducia_supplicans.html

Echt gesegnete Weihnachten
Jan
Webmaster
vom homo.net Team

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